23. September 2017

3656 Kilometer - 53 Stunden mit Kindern in der Transsib

Das liest sich verrückt. Diese Reise hab ich mal alleine mit einer Freundin unternommen. Das war sehr entspannt, sehr gechillt und sehr interessant (denn wir reisten in der Holzklasse). Viele würden es wohl als einmalige nicht zu wiederholende Erfahrung verbuchen. Der Liebste und ich lieben allerdings Zugfahren, auch mit Kindern, und so buchten wir Tickets für diese Wahnsinnstour für uns alle vier.



Technisch genommen fuhren wir nicht wirklich mit der "wahren Transsib", denn wir fuhren weder bis Wladiwostok, noch in die Mongolei oder nach China (aber ein ander Mal dann...). Die Schienen waren allerdings dieselben und der Zug fuhr beim Transsib-Nullkilometer los. Also, natürlich saßen wir in der Transsib. ;-)



Gebucht hatten wir ein 4-er Abteil und das war perfekt. So hatten wir ordentlich Platz und unsere Ruhe. Für die Kinder zahlten wir zum Glück nur einen Bruchteil des normalen Ticketpreises. In vier Betten ließ es sich auch sehr komfortabel schlafen. Die Große musste natürlich unbedingt oben schlafen. Das geht bei ihr sehr gut. Sie bewegt sich kaum im Schlaf.



Dem Kleinen haben wir eine Burg gebaut. Eine Decke von seinem Bett über den Tisch zu meinem Bett verhinderte, dass er zwischen Bett und Tisch auf den Boden fällt. Und ein Sack mit Bettwäsche (keine Ahnung was dieser in unserem Abteil machte) und ein Kissen sicherten ihn nach unten hin ab.



Die Aussicht verändert sich über die zwei Tage kaum. Nur die Sonne geht immer früher unter und immer früher auf. Jetlag im Schneckentempo sozusagen. Unterwegs gibt es immer wieder Stopps an diversen Bahnhöfen. Mal sind es nur zwei Minuten, mal 20 Minuten. Und damit genug Zeit um auszusteigen, ein bisschen rumzulaufen, einzukaufen und ein Eis zu essen.



Essen nehmen inzwischen viele mit. Der Markt an Fertigessen im Styroporbehälter, bei denen man nur noch heißes Wasser dazu kippt, boomt. Man kann aber auch unterwegs Essen kaufen. Leider sind die Frauen, die auf Bahnhöfen Selbstgekochtes verkaufen weniger geworden. Neben Essen kann man aber auch so ziemlich alles andere kaufen, wir haben gar einen Mann mit Pelzmützen gesehen. Ob er im Hochsommer das Geschäft seines Lebens gemacht hat?!



Heißes Wasser gibt es kostenlos in jedem Wagen an einem speziellen Tank zum Zapfen. Und so gab es unterwegs viele Gläser Tee und einige Snacks. Unser Highlight: Suschki (auf dem Bild zu sehen) oder Suchariki (getroknetes Brot in diversen Geschmacksrichtungen). Diese speziellen Teegläser gibt es als Leihgabe während der Reise. Wunderschön oder?!



Und die Kinder?! Die fanden es super! Wir hatten ein bisschen Spielzeug für sie dabei, 3 neue Bücher (die wir natürlich erst im Zug aus der Tasche zauberten) und der Hit war ein Set aus Ausmalvorlagen, Aufklebern und Rätselblättern, die wir vor der Abreise für kleines Geld in einem Laden erstanden haben. Bücher vorlesen vom Reader (natürlich ohne großartige Bilder) klappt mit der Großen inzwischen auch super. Und dann hatten wir noch ein kleines Notebook mit ein paar Spielen, Videos und selbstgemachten Diashows dabei. Es war wirklich kein Problem sie zu beschäftigen.



Schön wars und trotzdem waren wir alle froh als wir da waren. Und doch ist so eine langsame Art zu reisen irgendwie ganz schön cool. Entfernungen werden greifbar, man wird wirklich total entschleunigt und schwebt in seiner ganz eigenen Raum-Zeit-Blase. Die Züge fahren nämlich nach Moskauer Zeit (diese ist auch an allen Bahnhöfen zu sehen), dann hat man ja eine lokale Zeit und noch die Zeitzone des Ankunftsortes im Kopf. Für uns steht definitiv fest: es war nicht das letzte Mal!

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